Das Ende der kontrollierten Rassehundezucht?

Die neuesten Entwicklungen

von Claus-Peter Fricke | Präsident des Club für britische Hütehunde e.V.

Die neu­es­ten Ent­wick­lun­gen bezüg­lich der Umset­zung der Tier­schutz­hun­de­ver­ord­nung machen uns als Ras­se­hun­de­zucht­ver­ein und unse­ren Mit­glie­dern das Leben in die­sem Staat als Hun­de­lieb­ha­bern sehr schwer und gera­de das scheint auch so gewollt zu sein. Vor dem Hin­ter­grund des Tier­schut­zes wird unter­stellt, dass alle Ras­se­hun­de krank sind und Qua­len durch die Teil­nah­me am täg­li­chen Leben erlei­den müssen.

Dass das nicht der Fall ist, muss für jeden ein­zel­nen Hund, der an einer Hun­de­aus­stel­lung, Sport- oder Zucht­ver­an­stal­tung (Satz 1 gilt ent­spre­chend für sons­ti­ge Ver­an­stal­tun­gen, bei denen Hun­de ver­gli­chen, geprüft oder sonst beur­teilt wer­den.) teil­neh­men soll, indi­vi­du­ell durch umfang­rei­che kli­ni­sche Unter­su­chun­gen nach­ge­wie­sen wer­den. Begrün­det wird das mit der gene­rel­len Auf­fas­sung, dass alle Hun­de irgend­wo sicht­ba­re oder nicht sicht­ba­re Män­gel haben, die ihnen das Leben zur Qual machen. 

Deutsche Gründlichkeit

Das hört sich im ers­ten Augen­blick viel­leicht sinn­voll und logisch an, weil der nor­mal den­ken­de Mensch sicher­lich das eine oder ande­re Bild vor Augen hat, wo bestimm­te Über­trei­bun­gen der Ras­se­merk­ma­le sicht­lich oder hör­bar zu erken­nen sind. Da soll­te man auch sicher anset­zen, im Tier­schutz. Aber nach deut­scher Gründ­lich­keit und unüber­trof­fe­nem Büro­kra­tis­mus wird mit einem Gene­ral­ver­dacht, dass alle Hun­de krank sind und lei­den, dem Eigen­tü­mer durch kli­ni­sche Unter­su­chun­gen auf­er­legt zu bewei­sen, dass sein Hund nicht krank ist, aber auch kei­ne gene­ti­sche Dis­po­si­ti­on hat, aus der mög­li­cher­wei­se eine Behin­de­rung (z. B. Seh- oder Hör­fä­hig­keit) in wei­te­ren Gene­ra­tio­nen auf­tre­ten könnten. 

Spä­tes­tens jetzt wird wohl jedem klar, was hier pas­siert. Abge­se­hen davon, dass unter sol­chen Bedin­gun­gen die Mensch­heit aus­ster­ben wür­de, ohne Krieg und Epi­de­mien. Das Schlimms­te dar­an ist, dass sich die Vete­ri­när­äm­ter genau mit die­sen unhalt­ba­ren For­de­run­gen und Über­prü­fun­gen an die trans­pa­ren­te und regle­men­tier­te Hun­de­welt unter dem Dach des VDHs und sei­ner Mit­glieds­ver­ei­ne hält. War­um, könn­te man sich fra­gen. Ich habe kei­ne Erklä­rung, die nur halb­wegs einen Sinn ergibt. Außer­dem wis­sen wir alle, dass 90% der Hun­de­zucht außer­halb der VDH Ver­ei­ne z. T. unkon­trol­liert von dubio­sen Ver­meh­rern aus dem In- und Aus­land hier auf den Markt kommen.

Schlimmeres verhindern

Was kön­nen wir tun? Kön­nen wir die­se Behör­den­will­kür über­haupt auf­hal­ten? Kön­nen wir als Ver­ein Rechts­mit­tel gegen die­se Art der Umkehr der Beweis­last einlegen?

Vor eini­gen Tagen hät­te ich noch ohne Zögern geant­wor­tet: „Na, selbst­ver­ständ­lich“. Die Gesprä­che mit etli­chen Rechts­an­walts­kanz­lei­en haben uns da ernüch­tert. Wir müs­sen zum einen als Ver­ein von die­sen Maß­nah­men direkt betrof­fen sein und wir müs­sen einen juris­ti­schen Kla­ge­adres­sa­ten haben. Das Gan­ze auf der Ebe­ne des Ver­wal­tungs­rechts macht die Lage nicht bes­ser. Somit ver­su­chen wir natür­lich, uns über­all Gehör zu ver­schaf­fen, um die wah­re Situa­ti­on klar zu stel­len. Auch haben wir ler­nen müs­sen, dass uns unse­re offe­ne, trans­pa­ren­te Hal­tung auch zum Nach­teil gerei­chen kann.

Wir sehen auch dies­be­züg­lich schwe­ren Zei­ten ent­ge­gen und soll­ten auf­pas­sen, dass wir im Schat­ten von Coro­na, Krieg und Infla­ti­on nicht laut­los über­rollt wer­den. Was wir am wenigs­ten brau­chen kön­nen, sind jetzt womög­lich noch Hecken­schüt­zen aus den eige­nen Rei­hen, die schon immer auf ihre Gele­gen­heit gewar­tet haben. Nur gemein­sam kön­nen wir uns die­ser Will­kür ent­ge­gen­stel­len. Wir ste­hen auch mit dem VDH und allen Mit­glieds­ver­ei­nen zusam­men, um das unge­recht­fer­tig­te Behör­den­vor­ge­hen zu stop­pen, aber wir wer­den in ers­ter Linie unse­re Ras­sen und Mit­glie­der ver­su­chen zu schüt­zen und dafür brau­chen wir Euch alle, denn nur gemein­sam kön­nen wir Schlim­me­res verhindern.