01 Jun Die neuesten Entwicklungen
von Claus-Peter Fricke | Präsident des Club für britische Hütehunde e.V.
Die neuesten Entwicklungen bezüglich der Umsetzung der Tierschutzhundeverordnung machen uns als Rassehundezuchtverein und unseren Mitgliedern das Leben in diesem Staat als Hundeliebhabern sehr schwer und gerade das scheint auch so gewollt zu sein. Vor dem Hintergrund des Tierschutzes wird unterstellt, dass alle Rassehunde krank sind und Qualen durch die Teilnahme am täglichen Leben erleiden müssen.
Dass das nicht der Fall ist, muss für jeden einzelnen Hund, der an einer Hundeausstellung, Sport- oder Zuchtveranstaltung (Satz 1 gilt entsprechend für sonstige Veranstaltungen, bei denen Hunde verglichen, geprüft oder sonst beurteilt werden.) teilnehmen soll, individuell durch umfangreiche klinische Untersuchungen nachgewiesen werden. Begründet wird das mit der generellen Auffassung, dass alle Hunde irgendwo sichtbare oder nicht sichtbare Mängel haben, die ihnen das Leben zur Qual machen.
Deutsche Gründlichkeit
Das hört sich im ersten Augenblick vielleicht sinnvoll und logisch an, weil der normal denkende Mensch sicherlich das eine oder andere Bild vor Augen hat, wo bestimmte Übertreibungen der Rassemerkmale sichtlich oder hörbar zu erkennen sind. Da sollte man auch sicher ansetzen, im Tierschutz. Aber nach deutscher Gründlichkeit und unübertroffenem Bürokratismus wird mit einem Generalverdacht, dass alle Hunde krank sind und leiden, dem Eigentümer durch klinische Untersuchungen auferlegt zu beweisen, dass sein Hund nicht krank ist, aber auch keine genetische Disposition hat, aus der möglicherweise eine Behinderung (z. B. Seh- oder Hörfähigkeit) in weiteren Generationen auftreten könnten.
Spätestens jetzt wird wohl jedem klar, was hier passiert. Abgesehen davon, dass unter solchen Bedingungen die Menschheit aussterben würde, ohne Krieg und Epidemien. Das Schlimmste daran ist, dass sich die Veterinärämter genau mit diesen unhaltbaren Forderungen und Überprüfungen an die transparente und reglementierte Hundewelt unter dem Dach des VDHs und seiner Mitgliedsvereine hält. Warum, könnte man sich fragen. Ich habe keine Erklärung, die nur halbwegs einen Sinn ergibt. Außerdem wissen wir alle, dass 90% der Hundezucht außerhalb der VDH Vereine z. T. unkontrolliert von dubiosen Vermehrern aus dem In- und Ausland hier auf den Markt kommen.
Schlimmeres verhindern
Was können wir tun? Können wir diese Behördenwillkür überhaupt aufhalten? Können wir als Verein Rechtsmittel gegen diese Art der Umkehr der Beweislast einlegen?
Vor einigen Tagen hätte ich noch ohne Zögern geantwortet: „Na, selbstverständlich“. Die Gespräche mit etlichen Rechtsanwaltskanzleien haben uns da ernüchtert. Wir müssen zum einen als Verein von diesen Maßnahmen direkt betroffen sein und wir müssen einen juristischen Klageadressaten haben. Das Ganze auf der Ebene des Verwaltungsrechts macht die Lage nicht besser. Somit versuchen wir natürlich, uns überall Gehör zu verschaffen, um die wahre Situation klar zu stellen. Auch haben wir lernen müssen, dass uns unsere offene, transparente Haltung auch zum Nachteil gereichen kann.
Wir sehen auch diesbezüglich schweren Zeiten entgegen und sollten aufpassen, dass wir im Schatten von Corona, Krieg und Inflation nicht lautlos überrollt werden. Was wir am wenigsten brauchen können, sind jetzt womöglich noch Heckenschützen aus den eigenen Reihen, die schon immer auf ihre Gelegenheit gewartet haben. Nur gemeinsam können wir uns dieser Willkür entgegenstellen. Wir stehen auch mit dem VDH und allen Mitgliedsvereinen zusammen, um das ungerechtfertigte Behördenvorgehen zu stoppen, aber wir werden in erster Linie unsere Rassen und Mitglieder versuchen zu schützen und dafür brauchen wir Euch alle, denn nur gemeinsam können wir Schlimmeres verhindern.